

INTERVIEW MIT CONSTANTIN SALATHÉ
04. April 2024 | Autor: Ryan Rockwell | Lesedauer: 10 Minuten
Liebe Science-Fiction-Fans. In der dritten Folge der SPACE LOUNGE, meiner galaktischen Interviewreihe, darf ich Autor Constantin Salathé als Gast begrüßen.
Anlass des Gesprächs ist seine Romanreihe ›Die Erstkontakt-Krise‹. Nachdem die ersten drei Bände innerhalb des letzten Jahres erschienen sind, steuert das Weltraumabenteuer mit Band 4 und 5 auf sein episches Ende zu.
Außerdem spreche ich mit Constantin über schöne und herausfordernde Aspekte als verlagsunabhängiger Autor, über kinoreife Buchtrailer und darüber, warum für ihn ein Weltraumflug derzeit nicht in Frage kommt. Viel Spaß beim Lesen!
RYAN ROCKWELL:
Hallo Constantin, seit gut einem Jahr ist dein Science-Fiction-Roman ›Machtspiele‹ nun draußen. Diesem Auftakt deiner ›Erstkontakt-Krise‹-Reihe sind bereits zwei weitere Bände gefolgt, und den vierten legst du schon ziemlich bald nach. Erzähl doch einmal kurz, um was es in deiner Geschichte geht?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Hallo Ryan. Meine Geschichte spielt im Jahr 2330 und befasst sich mit der Frage, was passieren könnte, wenn eine nicht-vereinigte Menschheit mit der Ankunft eines außerirdischen Generationenschiffs konfrontiert wird. Wie würden sich die verschiedenen, konkurrierenden politischen Systeme verhalten? Würde es zu panischen Kurzschlussreaktionen kommen? Die Menschheit hätte viel aus ihrer eigenen Geschichte lernen können, daher lautet das zentrale Thema: Was, wenn sie das Falsche gelernt hat?
Der Leser begleitet dabei den europäischen Offizier Holmgren, welcher in so manche Intrige verwickelt wird und viele Schauplätze besucht, die oftmals im Genre zu kurz kommen. Beispielsweise den Merkur oder die Venus.
RYAN ROCKWELL:
Wer sind die Figuren in ›Machtspiele‹ und welchen Platz nehmen sie in deinem Roman-Universum ein?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Einige Leser behaupten, sie hätten Charakterzüge bekannter Figuren, z. B. aus Star Trek, erkannt. Ganz leugnen kann ich das nicht, habe ich doch gefühlt meine Lieblingsfiguren verschiedener Serien im Kopf, wenn ich meine Geschichte schreibe.
Speziell sprechen wir in meiner Reihe von Hauptmann Holmgren, einem (anfänglich) karrierebesessenen Offizier der die Situation zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen versucht. Im Laufe der Handlung trifft er auf mehrere Begleiter, so die chinesische »Super«-Soldatin Shu Shiyan, deren wahre Intention ihm zunächst verborgen bleibt. Früh trifft er auch auf den Arzt Costa Marinos, welcher zwar zu einem Freund heranwächst, jedoch ein sehr dunkles Geheimnis birgt … Interessant ist auch Taco – der Tactical Assault and Command Operator. Ein Computerprogramm, das eigentlich in meiner Welt verboten ist.
Zu guter Letzt darf natürlich die hübsche Wissenschaftlerin nicht fehlen, die Holmgren den Kopf verdreht. Insgesamt sicher eine abwechslungsreiche und interessante Gruppe, welche den Verlauf der Handlung amüsant, aber auch nachdenklich beeinflusst.
“Tatsächlich steckt weniger klassische Military-Sci-Fi in meiner Reihe, als man auf den ersten Blick vermuten würde.”
CONSTANTIN SALATHÉ
RYAN ROCKWELL:
Im Bereich realistische Science-Fiction mit militärischen Konflikten fallen mir in erster Linie TV-Serien wie Star Trek, Babylon 5 oder Space 2062 ein. Welche filmischen oder literarischen Vorbilder hat ›Machtspiele‹?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Tatsächlich steckt weniger klassische Military-Sci-Fi in meiner Reihe, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die Handlung wird mehr durch ein großes Abenteuer dominiert, statt durch Kämpfe.
Klares Vorbild was Struktur und Sprache angeht, ist die Serie Raumpatrouille. Beim Thema Technik und Realitätsnähe ähnelt meine Geschichte offenbar The Expanse, wobei ich die Serie, zugegebenermaßen erst nachträglich durch Leserempfehlungen gesehen habe. Als Hans Dominik-Fan dürfte sicher meine oft als »altmodisch« bezeichnete Schreibweise ihren Ursprung haben.
RYAN ROCKWELL:
Du hast einen naturwissenschaftlichen Hintergrund. Inwieweit reizt es dich, die Ausgestaltung deiner Welt und die darin vorkommenden Technologien möglichst wirklichkeitsgetreu darzustellen?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Ich glaube, dass in vielen Fällen zu wenig Augenmerk auf das ›Science‹ in Science-Fiction gelegt wird. In meinen Augen ergibt sich daraus das Problem, dass wir unser Genre nicht mehr klar von Action oder Science-Fantasy abgrenzen können. Ich versuche mich daher stilistisch etwas an Andy Weir und seinem Marsianer zu orientieren. Sicher, ab einem gewissen Punkt gibt es auch bei mir mehr ›Fiction‹ als ›Science‹, was einfach durch unsere mangelnde Erfahrung mit Aliens zu tun hat.
Doch wann immer es möglich ist, versuche ich diese ›Welt im Weltraum‹, die sich ja in vielen Dingen von der unsrigen hier auf der Erde unterscheidet, möglichst realitätsnah und vor allem auch laienverständlich darzustellen. Gerade Letzteres wird oft gelobt.
RYAN ROCKWELL:
Du schreibst, dass du dich intensiv mit Raumfahrt und Militärgeschichte beschäftigst. Was konkret fasziniert dich an der Kombination dieser beiden Themen und wie beeinflusst sie deine Geschichten?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Raumfahrt fasziniert mich bereits seit meiner Kindheit. Ich glaube, dass die menschliche Zukunft aufgrund unseres katastrophalen Umgangs mit unserem Planeten notgedrungen im Weltall liegt.
Geschichte, vor allem Militärgeschichte, finde ich sehr spannend. Das Zitat ›Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.‹ lässt sich in unserer Welt immer wieder aufs Neue bestätigen. Ich suche immer Antworten auf die Frage, wie es zu unserer Weltordnung gekommen ist und wie es mit uns vielleicht weitergehen wird.
“Es ist amüsant anzusehen, wie sich Physiker und Chemiker über die Erscheinungsform meiner Außerirdischen streiten.”
CONSTANTIN SALATHÉ
RYAN ROCKWELL:
Holst dir darüber hinaus Rat von Experten?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Ja. Ich stehe in Kontakt mit zwei Physikern, einem hohen Offizier der Bundeswehr, mehreren Ärzten und einem Chemiker. Gerade die Naturwissenschaftler geraten bei Science-Fiction durchaus auch an ihre Grenzen, doch deren Rat ist unschätzbar wertvoll und sei es nur, mir eine grobe Vorstellung von einer Technologie oder einem Vorgang zu geben.
Abgesehen vom fachlichen Input ist es natürlich durchaus amüsant anzusehen, wie sich Physiker und Chemiker über die Erscheinungsform meiner ›ungewöhnlichen‹ Außerirdischen streiten.
RYAN ROCKWELL:
Abseits vom Schreiben legst du großen Wert auf die Verpackung deiner Bücher. Du hast in jedem Roman Illustrationen. Außerdem hast du einen recht aufwendigen Buchtrailer produzieren lassen. Wie kam es dazu? Was war deine Idee dahinter? Was für Erfahrungen hast du sammeln können?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Ich selbst bin ein sehr optisch affiner Mensch. Ich möchte Raumschiffe, Personen und Handlungsorte in Büchern am liebsten selbst sehen. Daher lag der Schluss nahe, in meinen eigenen Büchern genau diese Dinge abzubilden. In begrenztem Umfang natürlich, nicht inflationär. Bisher sind die Rückmeldungen meist positiv.
Ursprünglich wollte ich, genau aus diesem Grund, auch einen Trailer mit echten Menschen drehen. Dies scheiterte bisher an der passenden Location.
Meine Geschichte wird aus der „Ich-Perspektive“ erzählt, also konnte ich für den aktuellen Trailer natürlich super mit meinem Hörbuchsprecher zusammenarbeiten. Einer meiner Grafiker, Elias Stern, animierte meine Schiffe und setzte sie hervorragend in Szene.
Meine Erfahrungen mit dem Trailer sind überragend gut. Die aus der Geschichte bekannten Raumschiffe fliegen zu sehen, scheint vielen neuen Lesern zu gefallen und die Kombination mit meinem Hauptprotagonisten, der den Trailer spricht, zieht viel Aufmerksamkeit auf sich.
“Schauplatz ist diesmal ein Komplex von Luftschiffplattformen in der Venusatmosphäre, quasi eine realitätsnahe Wolkenstadt, bei der ich einige Konzepte der NASA verarbeitet habe.”
CONSTANTIN SALATHÉ
RYAN ROCKWELL:
Als Selfpublisher hast du allerhand Freiheiten aber mindestens genauso viele Herausforderungen. Was sind deine schönsten beziehungsweise furchtbarsten Erlebnisse in dieser Hinsicht?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Das furchtbarste Erlebnis war mein Erststart der Reihe. 2023 gab es sie bereits in einer Erstveröffentlichung bei BoD. Dabei habe ich einiges falsch gemacht, von der Länge der Bände, über das Cover, bis zum Marketing. Die Lehre: Eigene Ideen sind toll, aber man sollte auch genau schauen, was die anderen machen und sich daran orientieren. Dieser teure Fehlstart verfolgt mich bis heute.
Das beste Erlebnis war, als ich meine erste echte Fan-Post bekommen habe. Und das sogar von einer Leserin, die nicht ansatzweise in meine ›altmodische‹ Boomer-Zielgruppe passt. Es war wohl genau die, Zitat: ›ganz andere Art der Science-Fiction‹ und der Spannungsbogen, der es ihr angetan hat. Da war erstmal tagelanges Dauergrinsen angesagt.
RYAN ROCKWELL:
Was können Fans deiner Reihe vom vierten Band ›Kreuzfeuer‹ erwarten?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Band IV ist die Vorbereitung auf das große Finale in Band V. Es werden also weitere Handlungsfäden zusammengeführt. Schauplatz ist diesmal ein Komplex von Luftschiffplattformen in der Venusatmosphäre, quasi eine realitätsnahe Wolkenstadt, bei der ich einige Konzepte der NASA verarbeitet habe.
Als winziger Spoiler: Die Hintergrundgeschichte meiner Außerirdischen wird gelüftet. Man erfährt auch mehr Hintergründe über Holmgrens Begleiter, in diesem Band speziell über April (die Wissenschaftlerin) und den ›Roboter‹ Taco. Wie bei den vorherigen Bänden, endet die Geschichte in einem Cliffhanger. Tatsächlich ist dies für mich einer der härtesten Cliffhanger…
“Ich kann aber zugeben, dass ich mir ein kleines Türchen für eventuelle Fortsetzungen offenlasse .”
CONSTANTIN SALATHÉ
RYAN ROCKWELL:
Wird das Universum und die Geschichte um Holmgren nach dem Abschlussband weiter wachsen?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Aktuell wird die Handlung der Reihe mit Band V enden. Mit einem Augenzwinkern kann ich aber zugeben, dass ich mir ein kleines Türchen für eventuelle Fortsetzungen offenlasse.
Das Universum an sich wird dieses Jahr durch zwei Kurzgeschichtenbände erweitert. Diese sind in Zusammenarbeit mit 6 anderen Autoren entstanden und erzählen die Vorgeschichte, sowie Handlungsbögen von beliebten Nebenprotagonisten in Kurzgeschichten weiter.
RYAN ROCKWELL:
Kannst du dir vorstellen, irgendwann auch andere Weltraumabenteuer zu schreiben?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Das Manuskript zur Erstkontakt-Krise ist fast 20 Jahre alt. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mir im Rahmen des Schreibprozesses nicht bereits weitere Ideen zu anderen Geschichten gekommen sind. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Universums. Also ja, ich werde definitiv weiterschreiben.
RYAN ROCKWELL:
Würdest du gern selbst einmal mit einem Raumschiff ins Weltall reisen?
CONSTANTIN SALATHÉ:
Das ›ins Weltall reisen‹ wäre nicht das Problem. Problematisch wäre das Landen bei der Rückkehr zur Erde. Ich hätte massiv Angst davor, in eine superheiße Plasmawolke eingehüllt, aus hunderten Kilometern Höhe einfach nach unten zu fallen.
Aktuell ist das Reisen ins Weltall nichts für mich. In ferner Zukunft, ohne Windeln und mit angenehmeren Landungen, wäre das sicher etwas anderes.
RYAN ROCKWELL:
Danke für das Interview, Constantin. Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg beim Abschluss deiner ›Erstkontakt-Krise‹-Reihe.


Machtspiele – Die Erstkontakt-Krise 1
Jahrelang hat Hauptmann Holmgren auf einen ruhigen Schreibtischposten beim Geheimdienst hingearbeitet.
Doch als ein mysteriöses Objekt, bei dem es sich laut Experten um ein außerirdisches Generationenschiff handeln könnte, in das Sonnensystem eindringt, wird er mit einer Aufklärungsmission der Europäischen Raumflotte betraut.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn auch China, die neue interplanetare Großmacht, hat Interesse an dem unbekannten Objekt bekundet. An Bord des Raumschiffs Metis begeben sich Holmgren und die Crew auf Abfangkurs.
Nach einem monatelangen Flug quer durch das Sonnensystem treffen sie auf Höhe der Saturnumlaufbahn mit dem interstellaren Eindringling zusammen, und Holmgren muss feststellen, dass der Menschheit nicht nur von außerhalb des Sonnensystems Gefahr droht.
Es kommt zur Katastrophe …
DAS NÄCHSTE INTERVIEW
Mit der SPACE LOUNGE möchte ich Science-Fiction-Fans ›ihre‹ Autoren näherbringen. Die kommenden Gespräche sind bereits in Vorbereitung.
Melde dich zu meinem STAR CLUB-Newsletter an, um zu erfahren, wann das nächste Interview erscheint.

Views: 132