EIN FERNER MOND. EIN DUNKLES GEHEIMNIS.

Im Jahr 2098 steht die Menschheit unmittelbar vor der planetaren Expansion. In einem gewaltigen Raumschiff verlässt der frisch geschiedene Instandhaltungstechniker Carl Harding die unter politischen Unruhen und Wasserknappheit leidende Erde, um auf dem entlegenen Eismond Kallisto ein neues Leben anzufangen.

Seit Jahrzehnten wird dort das Wasser des subglazialen Ozeans gefördert, um daraus Treibstoff für die Besiedlung des Sonnensystems zu gewinnen. Carl soll in der Kolonie für die Sicherheit des weit verzweigten Zutrittssystems verantwortlich sein.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Ein dunkles Geheimnis treibt Carl an diese äußere Grenze des vom Menschen besiedelten Raums. Kaum angekommen, sieht er sich mit seltsamen Zwischenfällen konfrontiert, die weit mehr mit ihm zu tun haben, als es anfangs scheint.

Mit »Kallistos Erbe« hat Ryan Rockwell einen Weltraum-Thriller geschaffen, der harte Science-Fiction und menschliches Schicksal gekonnt miteinander verbindet. Der Auftakt einer Science-Fiction-Trilogie, wie Fans von Brandon Q. Morris, Jona Sheffield, Joshua Tree und James Corey ihn lieben: mysteriös, spannend und immer im Bereich des Möglichen.

NOMINIERT ALS “BESTER INDEPENDENT-TITEL” FÜR DEN PHANTASTIK-PREIS SERAPH

“Eine atemberaubende Mischung aus Thriller und Science Fiction.” (Leserbewertung)

“Von der ersten bis zur letzten Seite fühlte ich mich prächtig unterhalten. Das Buch wurde mit einem sauberen Ende abgeschlossen.” (Leserbewertung)

“Ich empfehle dieses Buch jedem Science Fiction Fan der von einer realitätsnahen Besiedlung des Sonnensystems fasziniert ist.” (Leserbewertung)

“Sehr gut gefallen hat mir, dass der Roman im Großen und Ganzen in sich abgeschlossen ist, so dass ich nach dem Lesen dachte: ‘Was für ein Ende!‘” (Leserbewertung)

“Super spannend und hoffe auf den nächsten Teil.” (Leserbewertung)

HOL‘ DIR »KALLISTOS ERBE« JETZT!

LESEPROBE

Vergeblich rang ich nach Luft. Seit die Einstiegstür in der Shuttle-Bucht aufgefahren war, und ich mich in einer zähen Schlange aus aufgekratzten Kolonisten durch den kurzen gläsernen Tunnel ins Shuttle begeben hatte, hatte ich gespürt, wie meine oberen Bronchien begannen sich zusammenzuziehen.

Die Atemluft im Shuttle war, trotz angeworfener Heizung, etwa so warm wie in einer Kryokammer, und sorgte dafür, dass sich die Bronchien meiner asthmatischen Lunge nur noch schneller verengten. Nun saß ich an einem Fenster mit der Größe meines Kopfes und starrte konzentriert auf den schnell anwachsenden Mond unter dem Schiff.

Als das Shuttle von der Evening Star abgelegt und sich zum Mond hin ausgerichtet hatte, hatte sein wildes Kreiseln aufgehört. Dass wir seitdem schwerelos in unseren Gurten schwebten, verschlimmerte die ganze Sache nur. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, sondern atmete kontrolliert ein und aus, so, wie ich es bei einem Anfall immer tat. Gleichzeitig versuchte ich, auf der finsteren Oberfläche Kallistos die Kolonie auszumachen.

Von den zwei Shuttles, die vor uns gestartet waren und dem Shuttle hinter uns, sah ich nicht viel, doch ich wusste, dass sie den exakt gleichen Landekorridor nutzten wie wir. In jedem der wie große Busse aussehenden Fluggeräte saßen 128 Kolonisten; die meisten von ihnen waren vermutlich voller Vorfreude wegen ihres neuen Lebens. Nur ich nicht.

»Hoffentlich bringen diese Frachtdrohnen mein ganzes Zeug heil nach unten«, hörte ich die raue Stimme neben mir sagen.

Ich zwang mich zu einem heiseren Seufzen und blickte nach links, wo Maxim saß. Seine kräftigen Arme schwangen wie in Zeitlupe vor seinem Bauch und er blickte mich fragend an.

»Ich bin sicher, dass die unbemannten Systeme einwandfrei funktionieren.«

Im Gegensatz zu mir, fügte ich stumm hinzu und es war, als keuchte sogar die Stimme meines Geistes.

Doch Maxims Aufmerksamkeit war bereits weitergewandert und seine wie Tentakeln durch das Meer wabernden Arme hatten aus dem Fach an dem Sitz vor ihm einige Prospekte mit Sicherheitsinformationen und Werbung herausgefischt. Ich ließ den Mann mit der Holzfällerstatur tun, was er tun musste und blickte wieder hinaus.

Der Jupiter erschien mächtig und vielfarbig hinter dem vierten der Galileischen Monde, zu denen außer Kallisto auch Io, Ganymed und Europa zählen. Hätte meine körperliche Verfassung mir nicht dermaßen zu schaffen gemacht, dass ich mich voll und ganz auf eine kontrollierte Atmung konzentrieren musste, hätte ich diesen Landeanflug auf den Jupitermond als einen wahnsinnig ergreifenden Moment wahrgenommen. Das erste und vermutlich einzige Mal in meinem Leben war ich im Begriff, auf einem anderen Himmelskörper zu landen.

Der unvorstellbar große Gasplanet versank hinter der Ellipse des tausendfach kleineren Monds und als das rosa Licht dahinter verschwand, erblickte ich unten auf der noch etwa 100 Kilometer entfernten Oberfläche Lichter. Und es dauerte nicht lange, bis meine Augen darin erste Strukturen erkannten. Es waren die fünf mächtigen Türme, die das Zentrum des Habitats der hier lebenden Menschen bildeten, und an jedem drehte sich ein gewaltiger Torus wie ein exorbitant großes Rad über der Oberfläche.

Trotz seines Gurts schaffte es Maxim, sich nonchalant über meine Oberschenkel zu beugen und bewunderte ebenfalls die Kolonie hinter dem Fenster. Die staunenden Ausrufe der anderen Passagiere hatten ihn offenbar neugierig gemacht.

»Das kann man sich nicht vorstellen«, sagte er. »Nicht, bis man es selbst einmal gesehen hat. Jeder Torus hat einen Durchmesser von 400 Metern.«

Ich war mir nicht sicher, ob Maxim mit sich oder mit mir sprach. Er rückte vom Fenster ab und glitt zurück in seinen Sitz.

»Weißt du, Carl. Ich habe da unten einen Kollegen, den ich noch von der Erde her kenne. Der sagt, man bekommt gar nicht mit, dass man um 90 Grad zur Oberfläche geneigt ist.«

»Sicher«, antwortete ich und musste mich räuspern, um den zähen Schleim am Ausgang meiner Luftröhre zu vertreiben. »Kallistos eigene Gravitation ist noch geringer als die des Erdmonds und bei der Rotationsgeschwindigkeit der Tori da unten fällt diese kaum auf.«

»Aber weißt du was, Carl?« Maxim lächelte mich schief an. »Ich werde in Ebene 3 wohnen. Weißt du, was das heißt?«

Ich neigte meinen Kopf, um so zu wirken, als wartete ich gespannt auf die Pointe eines unerhört guten Witzes.

»In Ebene 3 ist man leichter als in den beiden anderen, verstehst du?«

Ich verstand. »So groß, wie du vielleicht denkst, ist der Unterschied aber nicht.«

»Ich weiß, der ist minimal. Das ist wie auf der Erde, nur ein winziges Bisschen stärker. Wenn du dich einmal am Nordpol und einmal am Äquator auf die Waage stellen würdest, würdest am Äquator weniger wiegen.«

»Weil die Erde durch ihre Rotation an den Polen abgeflacht ist.

»Genau«, lachte Maxim und packte sich an seinen Bauch. »Und in Ebene 3 ist die Fliehkraft minimal kleiner. Das heißt in Ebene 3 brauche ich mich nicht so um meine Plauze zu scheren.«

Er lachte laut auf und ich konnte mir gut vorstellen, wie nicht wenige der Fluggäste zu uns herüberstarren mussten. Ich sog pfeifend die Luft ein, und das war der Augenblick, in dem Maxim mich zu mustern begann. Etwas sagte mir, dass dieser Kerl nicht so stumpf war, wie er mich glauben ließ, und die Veränderung seines Gesichtsausdrucks gab mir recht.

»Du kriegst wenig Luft, Carl. Soll ich jemandem von der Crew Bescheid sagen?«

»Nein«, zischte ich. »Ich … ich komme zurecht. Geht schon.«

»Nein, Carl, wirklich. Wenn‘s dir dreckig geht, lass‘ dir helfen.«

»Verdammt, nein. Ich komme klar.«

Maxims prüfender Blick fror ein und er musterte mich noch etliche Atemzüge. Ich zwang mich, normal zu wirken, was nicht leicht war, denn zu meinem pfeifenden Atem hatte sich noch ein nicht zu unterschätzender Anflug von Panik gesellt. Was, wenn die Crew rausbekam, dass nicht nur mein Name, sondern auch meine Vitaldaten gefälscht waren?

»Wie du meinst«, murrte Maxim durch seinen Vollbart. »Aber nicht, dass du mir tot vom Sitz fällst.«

»Nicht in der Schwerelosigkeit«, hauchte ich.

»Klugscheißer.«

Er zwinkerte mir zu und widmete sich wieder dem Werbeprospekt, wo er auf einer Seite mit Bikinimodels hängenblieb. Ich dagegen sah wieder aus dem Fenster und erblickte an der Spitze des zentralen Turms den Raumhafen. Unser Shuttle war nur noch wenige hundert Meter über der Oberfläche und endlich erkannte ich Einzelheiten. Eine Menge Einzelheiten!


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