
Vielfältige Star Wars-Charaktere: Wie gute Science-Fiction unsere Zukunft neu denkt. (May The 4th-Special)
30. April 2025 | Autor: Ryan Rockwell | Lesedauer: 8 Minuten
MAY THE 4TH!
Pünktlich zum offiziellen (eigentlich ja inoffiziellen, aber irgendwie doch ›offizielleren‹ als der echte offizielle) Star Wars-Tag habe ich für dich einen Beitrag aus dem Star Wars-Universum. Da ich allerdings nicht so auf Listen à la ›Die 10 lustigsten Wookie-Sprüche‹ stehe, behandle ich ein Thema, das mir persönlich am Herzen liegt.
Die Überschrift verrät es bereits. Es geht um Star Wars-Charaktere und Diversität. Und warum dies einen positiven Einfluss auf unsere eigene Zukunft hat. Ich wünsche dir also viel Spaß beim Lesen.

Es war einmal … Star Wars auf VHS
Ich kann mich noch genau an das erste Mal erinnern, als ich »Star Wars – Eine neue Hoffnung« sah. Der zehnjährige Ryan war völlig dem Bann einer flimmernden VHS-Kassette erlegen. Mit offenem Mund verfolgte er, wie das Rebellenraumschiff vom Sternzerstörer verschluckt wurde, um dann von den furchtbaren Sturmtruppen und dem unheimlichen Darth Vader geentert zu werden.
Vollkommen selbstverständlich nahm ich es hin, dass Prinzessin Leia ihrem Schicksal mit Mut und Laserwaffe zu entkommen versuchte. Dass gerade dies ein Novum zur damaligen Zeit im Kino war, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wie auch? Als Kind nimmt man Dinge meist als gegeben hin.
Dass Star Wars bereits zu Beginn Diversität ins Zentrum seiner Erzählung gestellt hat, war ein unglaublich großer Schritt, sowohl fürs Kino als auch das gesellschaftliche Bewusstsein insgesamt.
Die Anfänge: Star Wars und Diversität – schon immer Teil der DNA

Heute weiß ich: Die Darstellung von Prinzessin Leia in Episode IV war für die damalige Zeit revolutionär. Die von Bail Organa großgezogene Tochter Anakin Skywalkers ist klug, selbstbestimmt und handlungsstark. Dass sie beim hoffnungslos improvisierten Befreiungsversuch aus dem Inhaftierungsblock des Todessterns selbst das Zepter beziehungsweise das Lasergewehr in die Hand nimmt, hat nicht nur Han Solo beeindruckt. Dass sie im Müllschacht gelandet sind, geschenkt!
Nicht immer muss man Filme von James Cameron als Referenzpunkt heranziehen, wenn es um starke Frauen in der Science-Fiction geht. Sicher, Ellen Ripley aus dem vermutlich besten Science-Fiction-Horrorfilm aller Zeiten ist der Prototyp des weiblichen Action-Stars. Auch ihre Nachfolgerinnen Sarah Connor (Terminator) und Neytiri (Avatar) stehen der Alien-Heroine in nichts nach. Doch gerade Star Wars nimmt einen besonderen Platz bei der Repräsentation gesellschaftlicher Vielfalt, starker Frauen und Inklusion ein.
Gesellschaftliche Vielfalt, starke Frauen und Inklusion in Star Wars: Eine galaktische Selbstverständlichkeit.
In einer (weit, weit) Galaxis voller faszinierender Spezies und Kulturen ist Vielfalt ein selbstverständlicher Hintergrund. Statt mit erhobenem Zeigefinger zwanghaft diese Botschaft zu vermitteln, wird dieses Kaleidoskop an Lebensformen, Planeten und Charakteren als Grundlage des Universums verwendet. Die ursprüngliche Schönheit des Waldmonds Endor mit den indigenen Ewoks, Mos Eisley als Schmelztiegel Ausgestoßener oder der Planet Pasaana mit dem bunten Fest der Ahnen (Episode 9) sind da nur einige wenige Beispiele.

Starke Frauen bei Star Wars: Mehr Sichtbarkeit durch Diversität
Im Laufe der Zeit hat sich Star Wars zu einer stärkeren Präsentation internationaler Schauspieler entschlossen. Besonders die Prequel-Trilogie hat in dieser Hinsicht aus meiner Sicht viel richtig gemacht (Jar Jar Binks ausgenommen). Man denke an den von Temuera Morrison verkörperten Jango Fett (und später Boba Fett), oder Mace Windu, der von Samuel L. Jackson gespielt wurde (ich liebe das pinke Lichtschwert!).
In den folgenden Filmen setzt sich diese Richtung fort. Man kann der Sequel-Trilogie (Episode 7 – 9) allerhand vorwerfen, und das tue ich tatsächlich auch in handlungstechnischer Hinsicht. Allerdings finde ich den Ansatz der Vielfalt sehr gelungen und eine logische Weiterentwicklung der Prequel-Trilogie (Vice-Admiral Amilyn Holdo ausgenommen – sie ist leider einfach nur nervig).
Finn als schwarzer Stormtrooper, der als »fehlgeleiteter Held« in einem Akt der Verzweiflung die Seiten wechselt, finde ich super. Auch Rey, die als Frau einfach vollkommen frei von jedweder Sexualisierung ihr Schicksal erforscht oder Rose Tico als asiatische Repräsentantin sind starke Signale der Vielfalt.

Und auch Star Wars-Serien, wie »The Mandalorian« oder »Ahsoka« sprechen eine deutliche Sprache. Während Din Djarin seine unterdrückte Kultur wiederentdeckt, muss Ahsoka als Überbleibsel der Jedi-Religion gegen die dunklen Mächte kämpfen. Immer wieder werden Außenseiter und Underdogs zu Helden erhoben, müssen Unfassbares schaffen, drohen zu scheitern, und erleben auf ihrem Weg durch die Galaxis Unglaubliches.
Ahsoka Tano-Schauspielerin Rosalie Dawson spielt demnächst die Hauptrolle der Jazz Bashar in Artemis, der Roman-Verfilmung von Andy Weir. Jazz ist übrigens ebenfalls eine Ausgestoßene, es wird also interessant! Zudem bin ich schon gespannt, welche Themen und Figuren in Andor Staffel 2 präsentiert werden!
Star Wars zeigt: Durch die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven der Figuren erleben wir als Zuschauer komplexere Geschichten. Es geht nicht um Quoten oder politische Statements, sondern schlichtweg darum, die Vielfalt der Möglichkeiten im Universum zu zeigen. Dadurch entstehen zwangsläufig die realistischen, vielschichtigen Welten, in die wir so gerne eintauchen.
Diversität: Natürlich, nicht aufgesetzt
Und das ist der wahrscheinlich wichtigste Punkt: Die Vielfalt in Star Wars wird nicht erklärt, sie existiert einfach. Die Identität und Herkunft der Star Wars-Charaktere spielt zwar immer eine Rolle, doch im Vordergrund stehen ihre Handlungen, Träume und Konflikte. Man denke nur an Finn und seine emotional tiefe Geschichte!
Genau dieses Verständnis für charakterliche Vielfalt, gesellschaftliche Themen und Umweltbewusstsein prägt eine ganze Reihe der erfolgreichsten Science-Fiction-Geschichten. Dies geschieht auf ganz natürliche Weise, so wie ich damals – bei meinem ersten Star Wars-Film – Prinzessin Leia ganz natürlich als starke Person wahrgenommen habe.
Warum Diversität gute Science-Fiction ausmacht.
Man kann also sagen, Diversität ist ein essentieller Teil einer guten Science-Fiction-Geschichte. Und weil ich durch gute Geschichten dieses Selbstverständnis entwickelt habe, fließt diese Vielfalt auch in meine eigenen Geschichten ein.
In »Dimension« beispielsweise habe ich ganz natürlich eine bunte irdische Gesellschaft geschaffen: Figuren unterschiedlicher Herkunft, Geschlechtsidentität und Weltanschauung begegnen sich in einer Welt voller Wunder (und natürlich voller Gefahren!). Und auch mir ist es wichtig, dabei nicht mit dem Holzhammer vorzugehen, sondern meinen eigenen Kosmos glaubwürdig und lebendig darzustellen – so wie es gute Science-Fiction tun sollte.

Fazit: Warum Vielfalt in der Science-Fiction (und in unserer Welt) die Zukunft ist.
Es gibt Menschen, für die ist der Begriff Diversität wie ein rotes Tuch für einen Stier. Dabei ist Diversität ein Grundzustand unserer Gesellschaft. Vielfalt ist das, was uns als Menschheit ausmacht und gerade die Science-Fiction vermag, diese Vielfalt in ihren Welten, Figuren, technologischen und gesellschaftlichen Erfindungen in all ihrer Pracht darzustellen.
Star Wars zeigt uns mit beeindruckender Selbstverständlichkeit, dass der Blick in die Sterne immer auch ein Blick in unsere eigene Zukunft ist. Eine Zukunft, in der Unterschiede nicht trennen, sondern bereichern. Vielleicht liegt genau darin die wahre Macht: Die erhellende Erkenntnis, dass Vielfalt unsere größte Stärke ist.
Die Science-Fiction hat diese Botschaft längst erkannt. Auch Franchises wie Star Trek, Alien, Stargate, The Expanse, Firefly, Starship Troopers oder Battlestar Galactica leben die Vielfalt im Hinblick auf Charaktere, Lebensformen, Gesellschaften und Umweltsysteme. Dass Star Wars in dieser Hinsicht eine Pionierrolle einnimmt, ist unanfechtbar, denke ich. Zumindest was das Mainstream-Kino anbelangt.

Dass durch den Konsum solcher Serien und Filme ein natürlicher und bewussterer Umgang mit dem Thema Diversität entsteht, ist ein schöner Aspekt. Und dies formt letztlich auch uns als menschliche Gesellschaft. Und was gibt es Schöneres, als dass die Sci-Fi-Geschichten, die wir so sehr lieben, unser persönliches Leben bereichern?
In diesem Sinne: „Möge die Macht – und die Vielfalt – mit uns sein.“
Eines noch: Da ich dich nicht ganz ohne Wookie-Sprüche entlassen möchte, kommt hier noch ein kleines Gimmick. Viel Spaß!
Dein Ryan

Ryan Rockwell schreibt Science-Fiction. In seiner Abenteuer-Reihe “Dimension” erzählt er von einem erdähnlichen Exoplaneten und der größten Entdeckung der Menschheitsgeschichte.
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