Dieser Titel erscheint am 10.07.2024

DIE DUNKLE INVASION 2 – DAS LETZTE PORTAL

Alte Freunde, neue Probleme. Jenseits des Portals wartet das Unbekannte.

Die Zeiten sind düster. Carter Reed, einst ein angesehener Captain der Earth Alliance, ist in Tenggara Haven untergetaucht. Die Truppen der Allianz und die Rebellen um den gefährlichen Tian Fen sind hinter ihm her. Die Lage verschlimmert sich, als Carter herausfindet, dass die Widerstandskämpfer planen, das Planetenportal erneut zu öffnen.

Carter und seine Mitstreiter ziehen gegen die finsteren Mächte in einen Kampf, der verzweifelter nicht sein könnte. Das Portal muss endgültig zerstört werden, sonst droht dem gesamten Sonnensystem der Untergang. Um Tian Fens boshaften Plan zu vereiteln, entschließt sich Carter zu einer folgenschweren Tat, die ihn geradewegs auf die andere Seite des letzten Portals führt.

Doch die unbekannte Welt, die dort auf ihn wartet, ist noch sein geringstes Problem. Es gibt schließlich einen Grund, warum die Menschheit vor Jahrzehnten aufgehört hat, das Universum mittels der Portale zu erforschen.


»DAS LETZTE PORTAL« ist der zweite Band von Ryan Rockwells epischer Science-Fiction-Reihe »DIE DUNKLE INVASION«. Begleite Carter Reed und Olivia Grey auf ihrer Reise durch eine fantastische Welt voller Abenteuer. Wenn du »STARGATE«, »STAR WARS« oder »GUARDIANS OF THE GALAXY« im Regal stehen hast, kommst du an »DIE DUNKLE INVASION« nicht vorbei!

Komm an Bord und erlebe ein unvergleichichliches Abenteuer!

LESEPROBE

Die wildgrauen Wogen des Atlantiks schlugen gegen den Schiffsbug. Obwohl der Rumpf gute fünf Meter über dem Wasser schwebte und die zwei Dutzend Rotoren in seinem Boden mehr Luft verdrängten, als ein sechsstrahliger Airbus A480, waren die Wellen an diesem stürmischen Julitag so ungestüm und mächtig, dass man meinte, der November hielte Einzug.
Die ›Majesté Médée‹ hatte La Rochelle vor etwa drei Stunden in südwestliche Richtung verlassen, und war mit gut 32 Knoten unterwegs zu einem Ort abseits der viel befahrenen Schifffahrtsrouten. Hier draußen, etwa 200 Kilometer vor der Küste, wo der wenige Hundert Meter tiefe Meeresboden des Golfs von Biskaya schlagartig bis in unermessliche Tiefen abfiel, verlangsamte der 60 Meter lange Hover-Trawler seinen Flug. Eine mächtige Wand aus Wasser klatschte auf Backbord gegen den Rumpf und drückte das Boot zur Seite.
Von der unbändigen Wut des Meers hörte Tian Fen in seiner Kabine kaum etwas. Nur das dumpfe Wummern, wann immer das zornige Wasser die Schiffshülle traf, zog wie das Wehklagen eines Gespensts durch den Stahl. Tian Fen trat an das kleine Fenster neben dem Bett und warf einen Blick auf die mannigfaltigen Grautöne, welche von Tausenden salzigen, an der Scheibe klebenden Tropfen überlagert waren.
Etwas knackte und eine Stimme mit einem starken französischen Akzent verkündete: »Monsieur Tian, wir haben die Koordinaten erreicht.«
Es folgten noch einige Sätze in der Landessprache von Kapitän Boucher, doch Fen wusste, dass ihn die Befehle an seine eigene Mannschaft nicht zu interessieren hatten. Alles, was zählte, war, dass Bouchers Crew seinen Anweisungen Folge leistete und tat, was er verlangte. Und dass sie keine Fragen stellte. Fen blickte auf sein Intercom. Es war kurz nach 11 Uhr am 24. Juli.
Zwei Wochen, jage es Fen durch den Kopf. Zwei gottverdammte Wochen!
Noch einen Augenblick lang starrte er auf die vom grauen Schleier verhüllten Wellen. Noch vor 14 Tagen hätte er sich nicht im Entferntesten vorstellen können, dass er jemals an einem Ort wie diesem sein würde. Dass er …
Fen dachte diesen Gedanken nicht zu Ende. Das schmerzhafte Ziehen in seinem Unterleib hatte seit seiner letzten Begegnung mit dem Meister nicht mehr aufgehört. Und auch wenn Fen nicht wusste, was genau der Meister ihm angetan hatte, so zog sich ein Teil seiner Bestrafung gut sichtbar über Fens Körper. Seine Lippen begannen zu zittern, als er sich erneut die grauenvollen Schmerzen ins Gedächtnis rief. Er durfte nicht wieder versagen!
Entschlossen warf sich Tian Fen die schwere Kapuze seines schwarzen Parkers weit über sein Gesicht. Zu sehr verunsicherten ihn die neugierigen Blicke der Mannschaft, als dass er ihr sein Antlitz offen zeigen konnte. Über den schaukelnden Boden machte Fen sich auf den Weg. Er verließ seine Kabine, folgte dem schmalen Gang bis zur Treppe, die ihn zwei Decks hinauf zur Bücke trug.
Hier oben roch es nach Kaffee, Tabak und Motorenöl, und jenseits der großzügigen Fensterscheiben hatte Fen einen schaurig beeindruckenden Ausblick auf das Meer. Die Oberfläche des Ozeans bewegte sich, als wäre sie ein Lebewesen, ein gewaltiges formloses Ungetüm, welches die Ankunft der ›Majesté Médée‹ mit Verdrossenheit aufnahm. Es schüttelte sich und schlug seine meterhohen Wellen wie in Zeitlupe gegen das Schiff. Wann immer ein Hieb den Trawler erfasste, zerfiel das Wasser in Abermillionen von Tropfen und prasselte gegen die Scheiben.
»Da haben Sie sich aber einen unpassenden Tag für Ihre kleine Tauchtour ausgesucht, Monsieur Tian.«
Kapitän Boucher stand mit einer dampfenden Tasse in seinen Händen neben seinem Steuermann und blickte Fen amüsiert an.
»Ist das hier der Ort?«, fragte Fen humorlos.
Bouchers graue Augenbrauen fuhren seinem Haaransatz entgegen und in seinem schmalen glattrasierten Gesicht formte sich ein schelmisches Lächeln. »Sie wollten unbedingt hier hin, Monsieur Tian. Aber ich kann Ihnen meine persönliche Auffassung gerne noch einmal kundtun.«
Fen trat über den wippenden Boden dicht an den drahtigen Kapitän heran.
»Nein, danke!«, knurrte Fen. »Ihre Meinung ist nicht gefragt. Alles was sie tun, ist, Befehle auszuführen. Ist das Tauchboot einsatzbereit?«
Ein kalter salziger Schauer klatschte unter Fens Kapuze und er musste sich an der Reling festhalten, um nicht stürzen. Mit eiligen Schritten lief er die Stahlstufen hinab und schlitterte zum Heck der ›Majesté Médée‹. Ein kleines gelbes Tauchboot hing am Ausleger eines massigen Säulendrehkrans, welcher unter der ungestümen Gewalt der Wellen bedrohlich ächzte.
»Die Halterungen noch nicht lösen!«, brüllte einer von Fens Helfern.
Doch die Männer und Frauen der französischen Crew zuckten nur ahnungslos mit ihren Schultern. Hinter der gewölbten Acrylglasscheibe erkannte Fen seinen Fahrer. Der Mann, der ihn in die Tiefe bringen würde, überprüfte die Systeme und schien sich vom Zorn der Natur nicht beeindrucken zu lassen.
»Mister Tian!«, hörte Fen eine helle Stimme.
»Doktor Shepard!«
Eine junge blonde Frau, deren himmelblauer Regenmantel für ihre grazile Statur viel zu groß war, stakste über das rutschige Hauptdeck heran. Sie trug ein mit einem dicken, gummierten Schutzrahmen geschütztes Industrie-Tablet in ihren Händen. Ihre hellen Augen suchten Fens Blick unter der Kapuze.
»Wir wären soweit«, sagte Dr. Shepard. »Riu initialisiert gerade das Bordsystem. Wenn Sie mich fragen, ich will nicht länger als nötig hier oben bleiben. Die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Wenn man ihr Glauben schenken darf, sind das noch kleine Wellen.«
Fen erwiderte nichts und ließ die sprühende Gischt über sich ergehen. Stattdessen nickte er stumm und gab seinem technischen Koordinator Chow am Kran ein Zeichen. Dann wandte er sich um und entdeckte auf der Brückennock Kapitän Boucher. Mit seiner Tasse in der Hand stand er am Geländer des offenen Decks neben dem Ruderhaus, als könnte dieses Mistwetter ihm nichts anhaben. Auch er hob seine Hand und signalisierte ihm, dass es losgehen konnte.
Fen richtete seine Kapuze und stieg die klitschnasse Leiter am Krangestell bis zu einer winzigen Plattform hinauf. Eine erneute Welle traf die ›Majesté Médée‹ und eisiges Sprühwasser ergoss sich über Fen.
Mit aller Kraft krallte er sich am Geländer fest. Als er die vernarbte Haut seiner Hände entdeckte, kroch ein frostiger Schauer über seinen Rücken. Noch immer hatte er sich nicht an diesen Anblick gewöhnt. Dicht über dem Tauchboot wankte er den schmalen Gittergang an der Unterseite des Auslegers entlang. Mühsam zwängte er sich durch die enge Luke, wo es immerhin etwas wärmer und trockener war.
»Ah, der große Boss!«, rief der Pilot.
Riu gehörte weder zu Fens Leuten noch zu Kapitän Bouchers störrischer Mannschaft. Der launische U-Boot-Fahrer war von Dr. Shepard angeheuert worden, weil man ihm nachsagte, er sei einer der besten. Bisher hatte sich der beleibte Japaner allerdings nur durch seine respektlos vorlaute Art hervorgetan. Unbeeindruckt von Fens Anwesenheit überprüfte er die Instrumente.
Riu sagte: »Wenn das wirklich ihr allererster Tauchgang ist, können Sie sich vermutlich gar nicht vorstellen, wie es sein muss, diesem verfluchten Unwetter zu entkommen. Sobald wir alles hier oben hinter uns lassen – dieses Schiff, diesen Sturm – wird es verdammt ruhig werden. Sie werden sich gottverdammt nochmal so fühlen wie auf einem anderen Planeten.«
Ein Schwall Regen prasselte durch die Luke herein und mit ihm ein blauer Regenmantel, aus dem zwei schlanke Beine herausragten. Der U-Boot-Fahrer sah nun doch von seiner Arbeit auf.
»Ah, Doktor Shepard«, rief Riu. »Gut geschlafen?«
Die Physikerin richtete ihre Haare und blickte verlegen zur Seite.
»Geht so«, sagte sie kalt. »Hätte besser sein können.«
Fen fiel auf, dass Riu seinen schmalen Mund verzog und sich knurrend abwandte. Gestern Abend hatten die beiden sich bei reichlich Bier angeregt unterhalten, und Fen meinte sich zu erinnern, wie sie Arm in Arm die Offiziersmesse verlassen hatten.
»Dann sind ja alle an Bord«, sagte Riu tonlos.
Er betätigte einen Taster und die zufahrende Luke schloss das grässliche Unwetter unvermittelt aus. Dann langte Riu nach seinem Headset, und noch ehe er es aufgesetzt hatte, rief er in den Funk: »›Kawachi‹ an Brücke. Können Sie mich hören?«
»Hier Brücke«, ertönte die nasale Stimme des Kapitäns. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht bis morgen warten wollen?«
»Sie fragen den Falschen, Captain. Ich bekomme 75.000 Credits für diesen verdammten Trip. Nach meiner Schätzung dürfte das Ihrem Jahresgehalt entsprechen. Und ganz unter uns, so beschissen kann das Wetter gar nicht sein, dass man diesen Tauchgang abbrechen müsste.«
»Das nicht«, erwiderte Kapitän Boucher, »aber ich erinnere Sie gerne daran, dass man Fahrten in diese Tiefe nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Wenn für mein Schiff die Gefahr des Kenterns zu groß wird, muss ich abdrehen. Sie verstehen?«
Riu drehte sich zu Fen um und umhüllte das Mikrofon mit seiner Hand.
»Sie zahlen ihm wohl keinen Bonus dafür, dass er uns wieder mit zurück nimmt, was?«
Fen spielte seine Autorität aus, indem er dem launischen Riu keine Antwort gab.
»Schon gut, sollte ein Witz sein«, sagte Riu zu sich.
Er nahm die Hand vom Mikrofon, drehte sich auf seinem Sitz nach vorn und betätigte einige Schalter am Pult vor der gewölbten Scheibe. Dahinter sah Tian Fen, wie der Regen über das Deck peitschte und sich die mächtigen Atlantikwellen darauf ergossen. Darüber erhoben sich die Aufbauten der ›Majesté Médée‹ mit der hell erleuchteten Brücke. Der Captain war wieder ins Trockene gegangen, und Fen sah seine verschwommene Silhouette hinter den verregneten Scheiben umgeben von seiner Mannschaft.
Riu sagte: »Aber, um Ihre Freude ein wenig zu dämpfen, werter Kapitän: Das hier ist mein 624. Tauchgang. Ich hatte noch nie einen Zwischenfall und bisher habe ich alle meine Klienten immer wieder unversehrt mit nach oben gebracht. Oh, Moment. Außer diesen nervigen Tech-Milliardär, wie hieß der nochmal?«
Kapitän Boucher ignorierte Rius Witz und auch Fen hatte nicht viel übrig für seinen lausigen Humor. Dr. Shepard schnallte sich im Sitz hinter Fen an und legte ihr Tablet in die entsprechende Halterung.
Kapitän Boucher sagte: »Wenn Sie die Systeme initialisiert haben, fahren wir den Kran raus und überlassen Sie dem Meer. Und glauben Sie nicht, dass es uns schwerfällt.«
»Ihr mich auch«, flüsterte Riu und fügte lauter hinzu: »›Kawachi‹ ist bereit. Kann losgehen.«
Auch Fen schnallte sich an und das kleine Tauchboot ruckte unerwartet heftig. Der Ausleger, an dem es mehrere Meter über dem Hauptdeck hing, wurde herumgefahren, und als es über die Kante des Trawlers geriet, schoss Fens Herzschlag plötzlich in ungeahnte Höhen. Es war etwas völlig anderes, das zäh wütende Meer vom Deck eines großen Schiffs aus zu betrachten als von diesem kleinen Boot aus.
Ein Rattern erscholl und die ›Kawachi‹ fuhr langsam der Wasseroberfläche entgegen. Eine Welle erfasste das Tauchboot und ließ es gefährlich aufschaukeln.
Dr. Shepards Stimme zitterte. »Was ist, wenn wir gegen das Schiff geschleudert werden?«
»Das sollte nicht passieren«, antwortete Riu.
»Das beruhigt mich, danke«, erwiderte die Physikerin.
Unweit des Tauchboots wuchs ein erneute Welle zu bedrohlicher Größe heran. Doch bevor sie die ›Kawachi‹ erreichte, tauchte das Boot ins Wasser und ließ sich vom grünblauen Schleier der atlantischen Fluten verschlingen. Millionen winziger Luftblasen tobten vor der Scheibe, doch sie schwanden, je weiter die ›Kawachi‹ hinabtrieb.
»Wir lösen jetzt das Seil«, meldete Kapitän Boucher.
Ein metallenes Schlagen ertönte und die ›Kawachi‹ sank schnell in die Tiefe.
»Alles klar«, rief Riu. »Wir sind los. Die Systeme laufen einwandfrei, ich beginne mit langsamer Tauchfahrt.«
Fens Unruhe löste sich allmählich, als er merkte, dass es hier unten tatsächlich ungewöhnlich still war. Oben sah er die wilden Spitzen Sturmwellen, wie sie um den gewaltigen Schatten des schwebenden Trawlers herumtobten. Hinter sich hörte Fen, wie Dr. Shepard etwas in ihren Computer eingab.
»Ich habe jetzt die genauen Koordinaten«, sagte sie. »Die größte Konzentration der elektromagnetischen Strahlung liegt etwa 1700 Meter unter uns.«
»Ich flute jetzt die ersten Tanks«, sagte Riu. »Wenn Ihnen schwindelig wird, sagen Sie bitte sofort Bescheid. Sie wissen schon, bei diesen halblegalen Jobs sollten Sie als meine Auftraggeber besser nicht zu Schaden kommen.«

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