
Leben auf dem Mars? Das musst du beachten!
21. März 2025 | Autor: Ryan Rockwell | Lesedauer: 8 Minuten
Mark Watney hat es uns gezeigt. Er hatte unsägliches Pech, als er von seinen Kameraden auf der lebensfeindlichen Oberfläche des Mars zurückgelassen wurde. Aber dank Andy Weirs fiktiver Figur aus seinem Bestseller »Der Marsianer« wissen wir, dass wissenschaftliches Know-How dafür sorgen kann, auch auf extrem unwirtlichen Planeten zu überleben.
Okay, wir sprechen hier von einem hypothetischen Szenario, das vor allem Hard Sci-Fi-Bücher wie »Der Marsianer« behandeln. Bisher gibt es nur Roboter auf dem Mars und trotz aller Anstrengungen wird es mit Sicherheit noch eine ganze Weile dauern, bis der erste Mensch einen Fuß auf den roten Planeten setzt.
Dass wir dort mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht auf Leben treffen werden, wissen wir, seit Rover wie Perserverance, Zhurong oder Curiosity Daten über die vorherrschenden Umweltbedingungen liefern. Schade, denn das heißt, dass wir ihn hier nicht antreffen 😉
Das bedeutet, dass man eine bemannte Mars-Mission extrem gut vorbereiten muss.
Dass aber in absehbarer Zeit Menschen einen Flug zum Mars machen werden, ist mittlerweile klar. Und das bedeutet, dass man eine bemannte Mars-Mission extrem gut vorbereiten muss. Dabei muss nicht nur der extrem lange Flug von neun Monaten durch die tödliche Strahlung des Alls überwunden werden. Der Planet Mars bietet allerhand Herausforderungen.
Jeder, der von einem Leben auf dem roten Planeten träumt, sollte sich zuvor über die dortigen Umweltbedingungen informieren. Im Zusammenhang mit meinem Roman »Existenz – Das Mars-Paradox« habe ich viel über unseren roten Nachbarplaneten recherchiert und bin selbst zu der Erkenntnis gekommen, dass der Planet für mich kein besonders attraktives Reiseziel darstellt. Doch lies selbst, was dich erwartet, wenn du einen Aufenthalt auf dem roten Planeten planen solltest. Viel Spaß!

1. Schwerkraft
Beginnen wir mit dem offensichtlichsten Punkt: der Schwerkraft. Auf dem Mars beträgt diese nur etwa 38 Prozent der Erdanziehung. Das klingt erst einmal nicht schlecht. Man könnte also deutlich mehr Schokolade und Pizza essen, ohne dass man es direkt spüren würde!
Eine verringerte Schwerkraft bringt allerhand Erleichterungen mit sich. Im wahrsten Sinne des Wortes! Wir würden weniger Kraft zum Bewegen brauchen, und könnten schwerere Lasten heben. Zudem könnten wir höher und weiter springen. Wer träumt nicht von einem epischen Jumping Roundhouse Kick?
Gerade für längere Aufenthalte auf dem Mars wäre es daher unerlässlich, regelmäßige Übungen gegen Muskel- und Knochenschwund zu machen.
Oft übersehen wird die Tatsache, dass eine verringerte Schwerkraft mit einem gravierenden Problem einhergeht. Durch die geringere Anstrengung werden Muskeln und Knochen schneller abgebaut. Gerade für längere Aufenthalte auf dem Mars wäre es daher unerlässlich, regelmäßige Übungen gegen Muskel- und Knochenschwund zu machen.
Aber nicht nur auf dem Mars. Auch auf dem langen Flug zum roten Planeten müssten zukünftige Forscher und Entdecker kontinuierlich an ihrer physischen Gesundheit arbeiten. Ob dies in einem speziellen Modul des Raumschiffs geschieht, in dem durch Rotation künstliche Schwerkraft erzeugt wird, ist derzeit noch unklar.

2. Die Temperatur auf dem Mars
Du denkst, das Wetter in Schottland sei unzumutbar, oder die klimatischen Bedingungen in der Antarktis seien lebensfeindlich? Willkommen auf dem Mars! Der rote Planet wird dein Verständnis von ›extrem‹ auf ein ganz neues Level bringen, denn die Temperaturen dort schwanken erheblich.
Wie auf der Erde gibt es auch auf dem Mars verschiedene Klimazonen. In Äquatornähe kann es tagsüber bis zu 20 Grad Celsius werden. Gemütlich, oder? Nachts dagegen fällt die Temperatur auf -80 bis -100 Grad ab. Der Hauptgrund für diese starken Unterschiede ist die dünne Atmosphäre, die Wärme kaum speichern kann. Eine Standheizung im Mars-Hotel wäre in so einem Fall sicherlich von Vorteil.
Die Eisfläche am Nordpol hat einen Durchmesser von etwa 1.100 Kilometer und eine durchschnittliche Gesamtdicke von 2 Kilometern.
An den Polen dagegen ist es noch kälter. Nachts kann es mit bis zu -150 Grad sehr frostig werden. An den Polen gibt es übrigens dauerhafte Eiskappen. Diese Polkappen bestehen aus gefrorenem Kohlendioxid und Wassereis. Während des nördlichen Marssommers hat die Eisfläche am Nordpol einen Durchmesser von etwa 1.100 Kilometer und eine durchschnittliche Gesamtdicke von 2 Kilometern.

3. Sandstürme und Staubteufel
Von den Temperaturen geht es nahtlos zu den Winden über. Ich schätze, du weißt, dass auf dem Mars gigantische Staubstürme vorkommen, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h über die Oberfläche fegen.
Diese Stürme können manchmal den ganzen Planeten einhüllen und eine Beobachtung aus dem All für Monate verhindern. Zuletzt gab es einen solchen globalen Marssturm im Jahr 2018, wie die beiden Rover Curiosity und Opportunity belegen konnten.
Als Marsbesuchender sollte man sich auch nicht davon täuschen lassen, dass durch die dünne Atmosphäre die hohen Windgeschwindigkeiten als nicht so heftig wahrgenommen werden. Der feine Marsstaub ist elektrisch geladen. Dieser kann sich unter anderem in Maschinen festsetzen und die Energiegewinnung durch Solarzellen beeinträchtigen. Von der Orientierungslosigkeit, der man als Spaziergänger im Sturm ausgesetzt sein würde, ganz zu schweigen!
Weitaus häufiger als die gigantischen Sandstürme findet man auf dem Mars die sogenannten Staubteufel, Wirbelwinde, die mit schätzungsweise 40 Stundenkilometer über die Oberfläche ziehen. Mit einer Höhe von schätzungsweise 120 Metern und einem Durchmesser von etwa 25 Metern sind diese Erscheinungen den Windhosen auf der Erde nicht unähnlich.

4. Fehlende Atmosphäre und niedriger Atmosphärendruck
Kommen wir nun zu einem der unappetitlicheren Punkte. Der Mars hatte früher eine dichtere Atmosphäre als heute, allerdings konnten die Sonnenwinde durch das fehlende Magnetfeld diese ins All hinaus blasen. Heute beträgt der Atmosphärendruck auf dem Mars nur 0,6 Prozent des Erddrucks – etwa wie in 35 Kilometern Höhe auf der Erde.
Und was ist daran jetzt so schlimm? Ein Beispiel: Der Siedepunkt von Wasser liegt auf dem Meeresniveau der Erde bei 100 Grad Celsius. Auf einer Höhe von 1.500 Metern sinkt der Siedepunkt auf 95 Grad. Das hat mit der Dichte der Atmosphäre zu tun, die in der Höhe abnimmt. Durch den sehr geringen Atmosphärendruck auf dem Mars beträgt die Siedetemperatur dort lediglich 0,5 Grad Celsius.
Auf dem Mars ist der Luftdruck so gering, dass menschliche Körperflüssigkeiten ohne Schutzanzug sofort zu sieden beginnen würden.
Hier kommt die sogenannte Armstrong-Grenze ins Spiel, benannt nach dem US-Air-Force-Offizier und Arzt Harry Armstrong. Diese Grenze bezeichnet in der Erde eine Höhe von 19 Kilometern über dem Meeresspiegel, in der der Luftdruck so gering ist, dass menschliche Körperflüssigkeiten (Tränen, Speichel, Lungenflüssigkeit, Blut) bereits bei der menschlichen Körpertemperatur von 37 Grad zu sieden beginnen.
Im Bezug auf einen Marsspaziergang bedeutet das: Auf dem Mars ist der Luftdruck so gering, dass menschliche Körperflüssigkeiten ohne Schutzanzug sofort zu sieden beginnen würden. Um das zu vermeiden, trägt man am besten einen geeigneten Schutzanzug. Also: Bitte nicht den Helm absetzen, auch wenn es am Marsäquator 20 Grad warm ist 😉

5. Kosmische Strahlung
Aufgrund der dünnen Atmosphäre wären zukünftige Mars-Touristen zudem der kosmischen Strahlung und den Sonnenstürmen ausgesetzt. Die Strahlenbelastung auf dem Mars ist bis zu 250-mal höher als auf der Erde! Eine hohe Strahlenbelastung erhöht das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen.
Am besten wäre es also, wenn man sich nicht an der Marsoberfläche, sondern sich darunter aufhalten würde. Etliche Konzepte für mögliche zukünftige Mars-Habitate sehen Unterkünfte in Höhlen vor, wo ein Schutz vor der tödlichen Strahlung bestehen würde.
Konzepte für mögliche zukünftige Mars-Habitate sehen Unterkünfte in Höhlen vor, wo ein Schutz vor der tödlichen Strahlung bestehen würde.
Wenn man plant, mehrere Jahre auf dem Mars zu verbringen, muss man sich diesen Aspekt vergegenwärtigen. Ich persönlich finde, dass dies sogar ein Punkt ist, den man gar nicht so richtig fassen kann. Denn von der roten Marslandschaft würde man vermutlich nur selten etwas zu sehen bekommen. Die meiste Zeit würde man unteririsch in geschlossenen Räumen verbringen. So etwas muss man schon wollen.

6. Lichtverhältnisse
Oft vergisst man, dass der Mars weiter von der Sonne entfernt ist, als die Erde. Dadurch gelangt zwangsläufig weniger Sonnenlicht zur Oberfläche des roten Planeten, nämlich nur schätzungsweise 43 Prozent.
Wichtig ist das vor allem im Hinblick auf die Energieversorgung. Wenn man diese mit Solarenergie gewährleisten möchte, muss man berücksichtigen, dass man weitaus mehr Kollektoren für die gleiche Menge an Energie benötigt als auf der Erde. Außerdem muss man die Panels regelmäßig vom Marsstaub befreien. Bei monatelangen Staubstürmen muss man zudem damit rechnen, kaum Energie über Solartechnologie zu bekommen. Es braucht also auch zuverlässige Absicherungen.

7. Kommunikation mit der Erde
Mal eben Mutti auf der Erde anrufen, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren? Je nach Entfernung des Mars zur Erde, die zwischen 56 und 400 Millionen Kilometern schwankt, beträgt die Signallaufzeit zwischen den beiden Himmelskörpern im Schnitt zwischen 5 und 20 Minuten.
Für eine Live-Kommunikation müsste man also viel Zeit einplanen. Wahrscheinlich würde es auch grundlegend die Art verändern, wie man miteinander kommuniziert, weil niemand Ewigkeiten auf die Antwort von »Wie ist das Wetter heute?« warten wollen würde.
Kurzgesagt: Auf dem Mars ist man ziemlich weit ab vom Schuss und die Kommunikation mit der Erde erheblich verzögert. Von einem Abschleppwagen im Falle einer Panne ganz zu schweigen. Versorgungslieferungen mit Material oder Rettungsmissionen würden je nach Startfenster 6 bis 9 Monate benötigen.

Fazit
Du siehst, das Leben auf dem Mars ist voller Gefahren. Die Erkenntnis, dass nur die Erde für uns Menschen einen lebenswerten Lebensraum bietet, ist eine, die nahezu alle Astronauten erlangen, wenn sie von oben auf unseren Planeten herabschauen.
Auf dem Mars, aus mindestens 56 Millionen Kilometern Entfernung, von wo aus die Erde nur als winziger Punkt wahrgenommen werden könnte, dürfte diese Erkenntnis noch einmal eine ganz andere Dimension bekommen. Fakt ist: Der Mars ist ein lebensfeindlicher Planet, auf dem Menschen nicht ohne technische Hilfsmittel überleben können.
Dennoch fasziniert uns der rote Planet seit Jahrtausenden, inspiriert uns zu Geschichten und gedanklichen Reisen. Doch was wir letzten Endes vorfinden, werden wir erst erfahren, wenn wir eines Tage eine bemannte Mission zum Mars unternehmen werden.
Der Mars ist ein lebensfeindlicher Planet, auf dem Menschen nicht ohne technische Hilfsmittel überleben können.
Bis dahin müssen wir uns mit Mark Watney und ähnlicher Sci-Fi-Literatur über unseren komischen Nachbarn begnügen. Und uns glücklich schätzen, auf der Erde leben zu dürfen. Denn hier ist unser menschlicher Organismus perfekt an die Umweltbedingungen angepasst.
Wenn du weitere Reisehinweise für den Mars hast, schreib es gern in die Kommentare!
So long, Ryan

Ryan Rockwell schreibt Science-Fiction. Sein Mars-Roman “Existenz – Das Mars-Paradox” ist für den Seraph 2025 als bester Indie-Roman nominiert.
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