Mein neuer Schreiballtag mit drei Kindern

Von Robert

Dienstag, 12. November 2019
Lesezeit: 4 Minuten

Das Jahr ist schon weit fortgeschritten und die mir verhasste weil stressige Weihnachtszeit ist kurz davor, mir die Tür einzutreten. Wenn ich so zurückblicke auf das, was ich 2019 so kreativ getan habe, dann ist das mit Ausnahme meiner Kurzgeschichten „Lost Project – Die Verwerfung und „Die Hölle ist ein kalter Ort“ und neben der Veröffentlichung der beiden Alben meines musikalischen Alter Egos SELF HATE MILLIONAIRE nicht besonders viel. Mein Jahresziel war es, den dritten Teil von „Lost Project“ zu schreiben und zu veröffentlichen.

Aber insgeheim wusste ich schon vorher, dass es so kommen würde. In einem früheren Post auf Instagram hatte ich bereits die Einsicht, dass ich in diesem Jahr viel über mich lernen würde.

Und ja, es stimmt. Vieles bei mir befindet sich derzeit im Umbruch. Denn ihr habt es sicher schon am Rande mitbekommen: Seit Ende Juli ist mein drittes Kind auf der Welt.

Die ersten drei Monate mit dem kleinen fantastischen Wesen waren schön und aufregend. Und mit der Geburt kamen viele neue Herausforderungen auf mich zu. In den ersten Wochen herrschte der zwangsläufige Ausnahmezustand. Das ist okay. Das muss so sein. Wir haben drei wundervolle Wochen in Schweden verbracht, haben uns als Familie neu ausgerichtet und kennengelernt.

Eine Routine ist mit drei Kindern einfach nicht möglich.

Als die beste Frau der Welt dann nach acht Wochen schließlich wieder Brötchen verdienen musste (selbst und ständig), begann sich unser neuer Alltag in seine Bahnen zu lenken. Und dieser Vorgang ist noch immer nicht abgeschlossen.

Gleich vorweg: Eine Routine ist mit drei Kindern einfach nicht möglich. Dafür entwickeln sie sich zu schnell, springen von einem Sprung zum nächsten oder liegen krank auf der Couch. Die einzige wirkliche Konstante ist die Zeit, in der sie im Kindergarten sind.

Und so fragte ich mich, wie ich mit dieser Unbeständigkeit eine Schreibroutine kultivieren, ja überhaupt kreative Arbeit in meinen Alltag integrieren könnte.

Als logische Schlussfolgerung nehme ich jetzt mein Notebook überall mit hin und schreibe, wenn die Kinder auf dem Spielplatz sind, die Abende mit der erweiterten Familie mich langweilen, ich die Kinder abends ins Bett bringe, etc.. Jede Gelegenheit, die mir eine halbwegs ruhige Stunde beschert, nutze ich.

Und wenn die beiden Großen vormittags im Kindergarten sind und der Miniwirbelwind auf dem Sofa oder an mich geklettet schläft, setzte ich mich an den Computer und jage mit meinen Fingern über die Tastatur meinem täglichen Schreibziel entgegen. Und erstaunlicherweise ist das eine Art Routine. Zwar muss ich oft improvisieren (siehe meine Instagram-Stories), doch ich kann täglich schreiben.

Das Schreiben eines Romans hat, denke ich, genau das richtige Maß an Kreativität, Zeitmanagement und Nervenkitzel.

Klar, ich bin weit davon entfernt, die Gegebenheiten als widrig anzusehen, doch es wäre leichter und einfacher, nicht zu schreiben und mich von den Strapazen des Alltags mit Kindern zu erholen oder noch mehr Haushalt zu erledigen (von dem es ja mehr genug gibt). Aber ich merke, dass ich ohne kreative Arbeit eingehe. Ich brauche ein große Aufgabe, ein kreatives Problem. Das Schreiben eines Romans hat, denke ich, genau das richtige Maß an Kreativität, Zeitmanagement und Nervenkitzel.

Und so manövriere ich durch diesen verrückten Alltag und versuche, nicht zu zerschellen an Haushalt, Erziehung, Partnerschaft und Arbeit, sondern diese Dinge anzunehmen und sie gekonnt in der Luft zu halten. Manchmal fühlt es sich an, als müsste ich mit Medizinbällen jonglieren, aber so muss das vermutlich sein. Das ist nicht leicht und treibt mich oft an den Rand des mir Möglichen. Dann sehen die Selbstzweifel ihren Moment wieder einmal gekommen und zerreißen meine kleinen Träume mit genugtuender Gier. Da lerne ich gerade intensiv, dass ich mich nicht zu sehr in diesen negativen Sumpf ziehen lasse.

Aktuell sitze ich an der Rohfassung von „Lost Project 3“, nachdem ich echt lange nichts an dem Buch gemacht, die Struktur ein paar mal über den Haufen geworfen, und erst im September die großen Actionszenen geplottet hatte. Ich habe mir vorgenommen, bis Anfang Dezember jeden Tag 1500 Wörter zu schreiben. Das ist für einen Profi nicht besonders viel, aber für mich immerhin nicht mehr ganz so blutigen Anfänger sind täglich sechs Seiten eine gute Competition. An den Wochenenden ist es nur die Hälfte der Wörter.

Denn ich merke, wie die tägliche Schreibzeit meiner Ausdrucksfähigkeit und meiner geistigen Agilität guttut.

Jedenfalls freue ich mich, dass seit drei Wochen tatsächlich wieder eine Schreibroutine eingekehrt ist. Denn ich merke, wie die tägliche Schreibzeit meiner Ausdrucksfähigkeit und meiner geistigen Agilität guttut.

Meinen Fortschritt halte ich übrigens auf der Seite PACEMAKER fest, die mir die gute Anu Leiko empfohlen hatte. Mit hilft es, wenn ich meine Erfolge in einem Journal sehen kann. Das hatte ich übrigens schon bei meiner unfertigen Dystopie aus 2016 gemacht. Da hatte ich beschlossen, jeden Tag des Jahres zu schreiben. Hat geklappt. Vielleicht berichte ich einmal darüber. Das Projekt wartet noch darauf, fertiggeschrieben zu werden.

Immerhin ist die Rohfassung von „Lost Project 3″ in diesen Tagen über die 50 Prozent-Marke gerutscht und ja, der Roman wird souverän die 200 Seiten-Grenze knacken. Ich mag, wie sich die Geschichte entwickelt. Es passiert eine Menge und es fühlt sich wahnsinnig gut an, die Kapitel endlich auszuschreiben und aus ihrem Inhaltsangabemodus zu befreien.

Und ich hoffe, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich jetzt sage, dass „Lost Project 3“ nächstes Jahr im März erscheint. Jedenfalls wünsche ich mir das. Die Trilogie muss auch endlich mal abgeschlossen werden. Es wird dennoch sportlich, denn nach der Rohfassung steht noch eine Menge an: Überarbeitung, Testlesen, Lektorat, Korrektorat, Illustrationen, Coverdesign, Layout der Taschenbücher, VLB-Eintrag, Druck, Produktfotos und Shopaktualisierung. Das schwere Los des Selfpublishers 🙂 Ich gebe übrigens nur das Lektorat nach außen. Der Rest ist bei mir. Und nach der Veröffentlichung warten schon die nächsten coooolen Romanideen in der Pipeline, von denen ich euch noch nichts erzählen kann, weil sie bisher weitestgehend hypothetisch sind.

So, ich hoffe, ihr konntet einen kleinen Einblick in mein kreatives Chaos gewinnen. Bis dahin!

Ahoi, Robert


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